Nähe zur Natur, oder doch andere Hintergedanken?
Nähe zur Natur, oder doch andere Hintergedanken?
Nach einigen Stunden in Andermatt war mir klar, dass ich gerne die Beziehung, die die Menschen hier zur Natur und Ihrer Umgebung haben, genauer untersuchen möchte. Da ich Andermatt nur als Skigebiet kannte, war für mich die einzige logische Erklärung da zu wohnen, die Nähe zur Natur.
Aus diesem Grund stellte am Anfang für mich selbst folgende Hypothese auf: «Die Bewohner Andermatt’s, mögen Ihr zu Hause besonders auf Grund der Nähe zur Natur, von der Sie täglich umzingelt und begleitet werden».
Ich habe mich auf den Weg gemacht und Andermatt ein wenig genauer erkundigt. Mir fiel auf, dass man «Natur» so viel mehr in unserem Alltag findet, als wir manchmal denken. Je bewusster wir uns sind, desto mehr erkennen wir, dass sie täglich und überall mit uns «Menschen» verschmilzt. In allem, was wir tun und sind, spielt Natur eine grosse Rolle. Den Bezug zur «Natur» haben wir vielleicht nicht verloren, jedoch aber eventuell das «Bewusstsein» darüber. Dies wollte ich ebenfalls mit ein paar Fotos festhalten. Deshalb nahm ich einige Aufnahmen auf, in denen Menschen und Natur so nahe und doch so fern voneinander sind.
Danach habe ich auch diverse Videoaufnahmen von verschiedensten Orten und Stellen aus Andermatt gemacht. Die Aufnahmen stammen aus den Tagen, an denen ich quer durch Andermatt lief und das Dorf erkundigt habe.
Noch dazu habe ich Interviews mit den Bewohnern gemacht, denen ich bei meinen Spaziergängen über den Weg lief. Dies stellte sich schwerer als gedacht heraus, da nicht sonderlich viele Menschen unterwegs waren. Zudem lief ich nur älteren Menschen über den Weg. Dies war aber hauptsächlich der Tages- und Uhrzeit zu verdanken. Nach einigen Interviews habe ich dann aber jedoch gemerkt, dass da viel mehr ist als nur die Nähe zur Natur, von der ich vom Anfang ausging. Familie, Freunde, allgemein Gemeinschaft und Gesellschaft- ist den Bewohner wichtiger.
Schlussendlich fiel mir vor allem auf, mit welchen «Vorurteilen» ich in diese Arbeit ging. In meinem Kopf war von Anfang an verankert, dass die Bewohner nicht klarkommen mit all den neuen Änderungen und dass sie die Nähe zur Natur mittlerweile sogar vermissen, den neuen Hotel- und Wohnanlagen zu verdanken.
Es stellte sich aber heraus, dass zwar nicht alle Bewohner mit den Neuerungen sehr zufrieden sind, jedoch aber die Mehrheit sich bereits daran gewöhnt haben. «Es gibt auch viele positive Neuerungen. Zum Beispiel die Bahnen, die neu gebaucht wurden. in meinem Alter könnte ich sonst nicht mehr auf die Berge hoch», so ein Bewohner Andermatts.
Es war eine sehr schöne Erfahrung, Andermatt sechs Wochen lange kennenzulernen und ich nehme mir vor, in Zukunft neutraler in ein Projekt zu starten.
Lya Noser