Edelweiss
Ich habe in und um Andermatt Pflanzen gesammelt die sich zum Färben von Stoffen eignen könnten. Zurück in Luzern habe ich damit experimentiert. Mit Sumpfdotterblumen und Heidelbeerblättern habe ich Garne gelb gefärbt. Mit dem Rest der Pflanzen habe ich auf weissen Leintüchern Ecoprints gefertigt. Es war mir dabei wichtig die Vielfalt der Pflanzenwelt des alpinen Raumes abzubilden.
Ausserdem habe ich mich im Laufe der Arbeit gefragt welche Textilien ich mit dem alpinen Raum verbinde und begann mich so mit dem Edelweisshemd zu befassen.
In meiner Recherche fand ich heraus, dass das Edelweiss ursprünglich aus dem Kaukasus stammt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Beginn des Alpinismus wurde es zum Symbol der Alpen. Auch der Name Edelweiss setzte sich erst ab dann langsam durch. Vorher wurde die Blume in der Schweiz zum Beispiel Wollblume oder in Bern Katzedälpli genannt. Mit dem Namen wurde es auch zum Symbol der Reinheit und der unverwelklichen Schönheit. „Das Edelweiss wird somit den bürgerlichen Geschlechterrollen des 19. Jahrhunderts entsprechend als das unschuldige, reine Weibliche dargestellt, welches vom tatkräftigen Männlichen in Gestalt des Bergsteigers erobert wird.“ Erst langsam wurde der Mythos des Edelweiss erschaffen und die Blume setzte sich als Wahrzeichen der Alpen durch. Das Edelweisshemd selbst existiert erst etwa seit den 1960ern und ist heute sehr patriotisch besetzt.
Dieses Konstrukt der Symbolik des Edelweiss versuchte ich mit meiner Gestaltung zu durchbrechen. Entstanden ist eine Hose und ein Hemd aus Stoffen von Edelweisshemden sowie weissen Stoffen die mit Pflanzen aus dem alpinen Raum bedruckt sind. Die Abdrücke der Pflanzen auf dem weissen Stoff wirken fast wie unerwünschte Flecken. Erst wenn man genauer hinschaut erkennt man die Strukturen der Blüten und Blätter. Sie stehen symbolisch für die Vielfalt der Pflanzen des alpinen Raumes welche durch die Heraushebung des Edelweiss unbenannt bleiben.
von Leonie Hossli